Jülich nach der Zerstörung am 16.11.1944


Jülich nach dem Luftangriff am 16.11.1944

Audio-Dokumente einer Zeitzeugin der Zerstörung*


Bombardierung, im Luftschutzkeller, Jülich nach der Bombardierung, das brennende Jülich, ein amerikanischer Offizier

Schon im Oktober 1944 hatte es mehrere Luftangriffe auf Jülich gegeben, bei denen u. a. in der Post und im Krankenhaus zahlreiche Opfer zu beklagen waren. Tragisch war die Bombar-
dierung des Zwangsarbeiterlagers nahe dem Reichsbahnaus-
besserungswerk mit vielen Toten. Die Lufthoheit über Deutschland besaßen schon lange die alliierten Luftstreitkräfte. Am 16. November erreichte dann der Krieg, der seit fünf Jahren von deutschen Truppen in viele Länder, Städte und Dörfer getragen wurde, Jülich in seiner vollen Härte

*Mit freundlicher Genehmigung von Lisl Jacobs

Blick aus der Schützenstraße über die zerstörten Gebäude in der Grünstraße und am Marktplatz hinweg auf die Propsteikirche

Im Zuge der "Operation Queen" sollte der Rurübergang für die vorrückenden amerikanischen Truppen mit einem Luftangriff auf die Städte Düren, Jülich, Heinsberg vorbereitet werden. Um eigene Opfer so gering wie möglich zu halten, sollte so jeglicher feindliche Widerstand auf dem gegenüberliegenden Ufer ausgeschaltet werden. 1188 britische Bomber flogen am 16. November schwere Angriffe auf diese Städte. Zwischen 15:28 Uhr und 15:50 Uhr fielen auf Jülich 3.994 Sprengbomben und 123.518 Brandbomben. Der Gebäudebestand wurde zu ca. 97 % zerstört, einer der höchsten derartigen Prozentsätze im Deutschen Reich. Dieser Angriff war zwar kein singuläres Ereignis. Aber es handelte sich um einen der schwersten taktischen Luftangriffe der Alliierten im Zweiten Weltkrieg.

 

Das zerstörte Jülicher Rathaus

Doch es kam schließlich anders als geplant. Die amerikanischen Truppen litten unter Nachschubmangel und waren im Hürtgen-
wald in schwere Kämpfe eingebunden. So erreichten sie erst Ende November das Westufer der Rur, wo der Vormarsch Anfang Dezember 1944 zum Stillstand kam. Dann eröffneten die deutschen Truppen die Ardennenoffensive, die die Alliierten in weitere schwere verlustreiche Kämpfe in den Ardennen und in der Eifel verwickelten. Damit konnten deutsche Soldaten ihre Verteidigungsstellen am Ostufer der Rur und in Jülich wieder ausbauen und sich dem Rurübergang der amerikanischen Truppen am 23. Februar 1945 entgegenstellen.

Insgesamt fanden über 1.000 Menschen im letzten Viertel des Jahres 1944 in Jülich den Tod. Nach dem Angriff wurde Jülich endgültig geräumt. Leichen, Tierkadaver, Trümmer, Minen und Blindgänger waren eine große Belastung für die rund ein halbes Jahr später sukzessive wieder heimkehrende Bevölkerung. Ende 1945 versuchten rund 6000 Menschen, rund die Hälfte der Vorkriegseinwohnerschaft, irgendwie in der Jülicher Trümmerwüste zu überleben.