Jülich im Mittelalter


 

Schematische Darstellung der Stadt Jülich im Mittelalter

 


Jülich bekam 1238 die Stadtrechte. 1288 gelang es Graf Walram durch seine Beteiligung an der siegreichen Schlacht bei Worringen Jülichs Unabhängigkeit von den Kölner Erzbischöfen endgültig zu sichern.

Die Stadt erhielt einige Jahrzehnte nach 1300 eine neue Stadtmauer, von der heute noch das Rurtor (Hexenturm) und ein Rest zwischen Stiftsherren- und Poststraße erhalten sind. Diese Stadtmauer schützte Jülich 250 Jahre.

In dieser Zeit wuchs der Machtbereich der Grafen und ab 1356 der Herzöge beständig. Durch Heirat und Erbfolge kamen die Gebiete Berg, Ravensberg, Kleve, Ravenstein und Mark, zeitweise auch Geldern, hinzu. Die Herzöge hielten sich aber nur noch selten in Jülich auf. Bevorzugte Residenzen waren Nideggen in der Eifel, Hambach bei Jülich, Kaster, Nimwegen, Düsseldorf und Kleve.

Propsteikirche

Aus dem 12. Jh. stammt Jülichs ältestes erhaltenes Baudenkmal - die drei unteren, reich ausgebauten Turmgeschosse mit romanischem Portal der Propsteikirche mit Turmhalle und Bogen zum Langhaus. Sehenswert ist auch die Michaelskapelle, der romanische Kuppelraum mit Klostergewölbe im Obergeschoss. Die übrigen Teile des Turms wurden nach schwerer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg neu errichtet. Neben dem linken Seiteneingang ist die Schmalseite eines eingemauerten römischen Weihealtars sichtbar, zu erkennen ist ein Füllhorn mit Pinienzapfen, Früchten und Blume. Der mit Reliefs der Jülicher Stadtgeschichte reich geschmückte Marienbrunnen wurde 1998 auf dem Kirchplatz errichtet.

Römische Mauerreste unter der Propsteikirche (erste urkundliche Erwähnung 945) und deren Ausrichtung nach dem spätrömischen Kastellgrundriss weisen auf ihr hohes Alter. Sie war wohl ein Anbau an die Kastellmauer, auf deren Resten (an der Stiftsherrenstraße) die Wände von Langschiff und Sakristei stehen. Die Kirche war Zentrum des Dekanats Jülich, das im 13. Jahrhundert 71 Kirchen im Jülicher, Dürener, Eschweiler und Geilenkirchener Land sowie in Aachen-Burtscheid umfasste. 1147 rief der hl. Bernhard von Clairvaux vor der Kirche zur Teilnahme am Kreuzzug auf. Über viele Jahrzehnte folgten Jülicher Ritter dem Ruf ins Heilige Land; Graf Wilhelm III. von Jülich starb 1219 in Ägypten.

 

Der Hexenturm (ein Doppelturm-Tor) war das westliche Tor der Stadtmauer. Seine Mauerstärke beträgt bis zu 2,30 m, das Straßenniveau liegt heute etwa 1 m über dem ursprüng­lichen Zustand. Am Nordturm vor dem Ansatz der 1,70 m starken Stadtmauer befindet sich ein Aborterker.

Der Hexenturm hatte einschließlich des ursprünglich flachen, zinnenbewehrten Daches vier Verteidigungsebenen. Die jetzige Dachform stammt aus dem 17. Jahr­hundert. Nach Abbruch der Stadtmauer zu Beginn der Neuzeit wurde er als Gefängnis und Folterstätte des Haupt- und Criminalgerichts des Herzogtums genutzt. 

Im Außenmauerwerk der Stadtseite erkennt man als Spolien zwei mit Reliefs versehene Steine von römischen Gräbern (Ende des 1. Jh.): einer mit Totenmahl, der andere zeigt Fragment eines Mannes in Toga (Hinweis auf sein römisches Bürgerrecht). Die Westfassade des „Kulturhauses am Hexenturm" nimmt die architektonische Form und den Verlauf der mittelalterlichen Stadtmauer auf.

mittelalterliches Stadttor: der Hexenturm