Jülich zur Zeit der Preußen

Schematische Darstellung des größten Ausbauzustandes der Festungsanlagen Jülichs zur Zeit der Preußen um 1860
Kreisständehaus am Schwanenteich
Mit dem Aussterben der männlichen Linie der Jülicher Herzöge von Jülich-Kleve-Berg Anfang des 17. Jahrhunderts sank die Zitadelle bald zu einer Garnison und die Stadt zu einer reinen Festungsstadt herab. Für dreihundert Jahre versank die Stadt — eingeschlossen innerhalb der Festungswälle — in eine Art "Dornröschenschlaf". Die Festungsanlagen wurden allerdings stets weiter ausgebaut wie auch unter den Preußen, an die im Wiener Kongress 1815 die Stadt Jülich mit dem gesamten Rheinland fiel.
Erst 1860 wurden die Festungswerke der Stadt geschleift, da sie der fortgeschrittenen Geschütztechnik nichts mehr entgegenzusetzen hatten. In der Zitadelle wurde die damals einzige preußische Unteroffiziersschule außerhalb Potsdams angesiedelt. Die Stadt konnte endlich wachsen und erhielt 1873 den Anschluss an das Eisenbahnnetz. Sie erlebte in der Gründerzeit des Kaiserreiches eine kurze Blüte, viele öffentliche Einrichtungen entstanden auf dem ehemaligen Festungsgelände. 1880 wurde die Zuckerfabrik, 1918 das Eisenbahnausbesserungswerk angesiedelt. Viele Neubürger zogen in das planmäßig ausgebaute Heckfeld. Die Jülicher Altstadt jedoch blieb weiterhin geprägt von ihrem renaissancezeitlichen Grundriss, wenn sich die Bebauung auch stark heterogen entwickelte.
Die Preußen errichteten den Kreis Jülich, dem als höchster Verwaltungsbeamter des Kreises ein Landrat vorstand. Doch erst 1896 erhielten er und die im Kreistag vertretenen Kreisstände ein eigenes repräsentatives Gebäude. In ihm residierte auch der Kreistag, daher die Bezeichnung Landratsamt und Kreisständehaus. Dieser malerische Bau des Historismus prägte den Schwanenteich. Er stand aufgrund eines anderen Straßenverlaufs parallel zur Kartäuserstraße — ungefähr dort, wo heute Fuchs und Gans auf der Wiese vor dem Schwanenteich stehen — und reichte bis über die heutige Große Rurstraße.