Die Idealstadtanlage Jülich zu Beginn der Neuzeit


 

Schematische Darstellung der Idealstadtanlage Jülich

 


Im 16. Jahrhundert erlebt Jülich eine kurze Blüte, die das Gesicht der Stadt bis heute prägt. Herzog Wilhelm V. ("der Reiche") von Jülich-Kleve-Berg ließ den italienischen Zivil- und Militärbaumeister Alessandro Pasqualini nach einem großen Stadtbrand 1547 Jülich neu auf dem Reißbrett entwerfen. Er schuf ein modernes militärisches Machtzentrum, eine repräsentative Residenz und eine moderne Verwaltungsstadt im Herzogtum Jülich-Kleve-Berg.

Charakteristisch sind die noch heute erkennbare Fünfeckgeometrie der Stadtbefestigung, die Zitadelle sowie das herzogliche Schloss mit seiner Kapelle im Stil der italienischen Hochrenaissance.

 

 

 

 

rekonstruierte Herleitung des Fünfecks der Stadtfestung aus Kreisen und Quadraten (nach Prof. J. Eberhardt)

Diese Festungsbauweise mit breiten Wällen und pfeilförmigen Bastionen hatte sich in Italien bereits als Schutz gegen moderne Pulvergeschütze bestens bewährt. Zudem legte Pasqualini das Straßensystem der Stadtfestung und ihre Bebauung nach dem Gesichtspunkt einer optimalen Verteidigungsfähigkeit an. So konnten die Truppen von dem zentralen, quadratischen Marktplatz aus auf kurzen Wegen die Wälle und Tore besetzen. Von dort konnten die breiten, geraden Straßen eingesehen und notfalls beschossen werden. Die Bebauung war geprägt von zweigeschossigen Häusern mit Satteldächern gleicher Firsthöhe. Ihre damals neue traufenständige Anordnung (Regenrinne zur Straße) erlaubte steinerne Brandschutzmauern zwischen den Häusern. Diese besaßen zudem glatte Fassaden ohne Erker und Treppenaufgänge, die eingedrungenen Feinden hätten Deckung bieten können.

Die Festung Jülich, die sich in einer militärstrategisch herausragenden Lage befand, besaß eine optimale Verteidigungsfähigkeit und galt zu ihrer Zeit als uneinnehmbar. Der Bevölkerung sollte eine moderne Urbanität geboten werden, wozu die Ansiedlung eines Gymnasiums, eines Gerichtes und auch eines Stiftes in Zusammenhang mit der Überführung der Gebeine der seligen Christina von Stommeln nach Jülich beitragen sollte.